in Sexgeschichten

Hauptstadtwechsel

Hauptstadtwechsel

Blitz und Donner passten so recht zu Winfrieds Stimmung. Das schwere Sommergewitter verdunkelte den Himmel über der ehemaligen Bundeshauptstadt. Unlustig pendelte Winfried zwischen Küche und Wohnzimmer. Den Tisch für das Abendessen wollte er mit besonderer Sorgfalt decken. Es sollte der Abschiedsabend von dieser Stadt und von seiner jahrelangen Beziehung werden. Lange hatte er gegrübelt, ob er mit seinen fünfzig Jahren noch einmal den Sprung in eine völlig andere Umgebung wagen sollte. Nun waren die Würfel gefallen. Seine Dienstleistungsfirma hatte nach dem Umzug der Regierung nach Berlin in Bonn keine Chance mehr. „Berlin“, brummelte er vor sich hin, „wie werde ich mich in dieser völlig fremden Stadt einleben.“ Das Geräusch an der Wohnungstür riss ihn aus seinen Grübeleien. Es war Knut. Winfried sah, wie dem Freund die Tränen in die Augen traten, als er den besonders festlich gedeckten Tisch sah. Wortlos fielen sie sich in die Arme. Die paar Tränen küsste Winfried dem Mann ab, dann trafen sich ihre Lippen zu einem schmerzlichen Kuss.

„Wir hätten am letzten Abend lieber in einem Restaurant essen sollen“ brummelte Knut, als er wieder durchatmen konnte. „Warum machst du uns den Abschied so schwer?“

„Warum nur muss es ein Abschied sein? Geh einfach mit nach Berlin. Meinst du nicht, dass diese Riesenstadt deine Inspiration beflügelt? Malen kannst du überall.“

Noch einmal tauschten sie brennende Küsse aus, ehe sie sich gegenüber an den gedeckten Tisch setzten. An Appetit mangelte es beiden. Sie stocherten auf ihren Tellern nur herum. Die häufigen Griffe zu den Weingläsern verrieten ihre innere Verfassung.

Unvermittelt sprang Knut auf und auf den Schoss des Freundes. Mit feuchten Augen murmelte er: „Mir ist wie vor einer Scheidung. Warum willst du nur alles aufgeben? Sechs Jahre lebten wir als Paar zusammen…“

„Und warum sprichst du schon in der Vergangenheit? Ich habe dir versprochen, dass ich wenigstens aller vierzehn Tage nach Bonn komme.“

Knut betrommelte mit den Fäusten die Brust des Freundes und schrie es regelrecht heraus: „Nein! Ich habe dir gesagt, dass ich keine Wochenendbeziehung will. Wie bisher möchte ich mit dir leben und lieben.“

Die ausgesuchten Speisen blieben an diesem Abend am Ende unbeachtet auf den Platten und in den Schüsseln. Aufgeregt rissen sich die Männer gegenseitig förmlich die Sachen vom Leibe. Winfried landete ohne sein Hinzutun in einem Sessel. Er stöhnte auf, als Knut sich zwischen seine Schenkel drängte und mit den Lippen nach dem makellosen Aufstand schnappte. Der Mann im Sessel rutschte wie besiegt in sich zusammen und gab sich den hektischen Zärtlichkeiten hin. So wild hatte er den Freund lange nicht erlebt. Es schmerzte ihm, wie Knut aus vollem Munde murmelte: „Von wem wirst du dich in Berlin so bedienen lassen.“

´Bedienen´ wolle er nicht auf sich sitzen lassen. Abrupt entzog er sich dem wahnsinnigen Reiz und kämpfte den Partner auf den Teppich und in eine bequeme Seitenlage. So hatten sie es immer geliebt, sich gleichzeitig lange, lange zu verwöhnen. Genau kannten sie voneinander den Verlauf der Erregungskurven. Auch an diesem Abend machte es ihnen Freude, sich gegenseitig immer wieder bis kurz vor den Höhepunkt zu treiben und dann die Erregung langsam abklingen zu lassen.

Zu Bett gingen sie eigentlich nur, weil es nun mal Schlafenszeit war. Müde waren sie beide nicht. Zu sehr beschäftigen Winfried die Gedanken an Berlin, und Knut dachte immer wieder daran, dass er ab morgen allein in der trostlos leeren Wohnung leben sollte. Splitternackt lagen sie auf dem Bett. Schon wieder erhellten für Bruchteile von Sekunden heftige Blitze das Schlafzimmer. Versonnen streichelten sie gegenseitig ihre edelsten Teile. Knuts gekonntes Spiel war zuerst von Erfolg gekrönt. „Siehst du“, moserte er, „du kannst und möchtest schon wieder. Du wirst es in Berlin keine drei Tage aushalten.“ Mit harten Faustschlägen schickte er Winfried in seinen letzten Orgasmus für diesen Abend.

Am Morgen konnte Winfried nicht anders. Er schlich sich beizeiten aus dem Schlafzimmer, nahm eine Dusche und hechtete sich in sein bereits gepacktes Auto. Es war eigentlich nicht aussergewöhnlich, dass er ohne Abschied aus dem Haus ging. Der Maler lag gern bis in die zehnte Stunde im Bett. Erst kurz vor Mittag begann in der Regel seine produktive Phase. Diesmal war es von Winfried nicht einfach ein Gehen ohne Abschied. Flucht war es und Angst vor einer schmerzenden Szene.

Während der Fahrt zwang er sich in andere Gedanken. Er liess sich einfach in den Genuss fallen, seinen schweren Mercedes über die Autobahn zu steuern. Je mehr er sich vom Rhein entfernte, je stärker wurden Freude und Neugier auf den Neuanfang in Berlin. Nicht einmal ein schlechtes Gewissen hatte er bei den Gedanken, in der Hauptstadt auch auf Brautschau zu gehen. Schliesslich war in der letzten Nach mit Knut die endgültige Trennung glasklar entschieden worden. Ja, es tat noch weh. Aber da gab es auch noch die Euphorie für das Neue, für eine interessante Zukunft. „Berlin, ich komme!“ rief er ausgelassen, als er über den Kürfürstendamm fuhr.

Während der ersten drei Tage war Windried mit dem Anschub seiner neuen Firma voll ausgelastet. Die Büros mussten vollständig eingerichtet werde. Die meiste Zeit nahm die Begrüssung und Einweisung der neuen Mitarbeiter in Anspruch. Immer wieder erwischte er sich dabei, wie er die sechs Männer, die sich bei ihm als Gebäudereiniger beworben hatten, mit bizarren Hintergedanken musterte. Bei einem rief er sich zur Ordnung: „Nicht im eigenen Betrieb!“ Drei Tage fiel er am Abend geschlaucht ins Bett. Da gab es keinen Raum mehr für amourös Gedanken. Erst am vierten Abend sah er unter den warmen Strahlen der Dusche, wie sich das Verlangen seines Unterleibes mit einer ruckweisen Erhebung meldete. Mit einem beruhigenden Griff gab ER sich natürlich nicht zufrieden. Wehmütig dachte Winfried daran, wie lange es her war, dass er auf seine eigene Faust angewiesen gewesen war. Dennoch, es begann ihm plötzlich wahnsinnigen Spass zu machen. Mit all den Kunstgriffen möbelte er sich auf, die ihm schon seit der Jugendzeit geläufig waren. Zur Krönung schenkte er sich geschickt noch eine Prostatamassage. Wie Espenlaub zitterte er. Im schönsten Augenblick dachte er an Bonn zurück; an den lieben Freund, der immer ganz genau wusste, wonach er sich sehnte.

Winfried hielt es nicht mehr in seinen vier Wänden. Sorgfältig machte er sich zurecht, setzte sich in den Wagen und steuerte das Ziel an, das schon lange irgendwie eine magische Anziehungskraft für ihn hatte. Bahnhof Zoo! Langsam fuhr er am Bahnhofsgelände vorbei und staunte nicht schlecht, was sich da an jungen Männern und Mädchen tummelte. In ziemlicher Entfernung fand er schliesslich einen Parkplatz. Unbedarft ging es das Terrain, das er gerade abgefahren hatte, zu Fuss ab. Hier und da wurde er direkt oder indirekt angesprochen. Nur einen abschätzenden Blick hatte er für die jungen Mädchen und manchmal ein nettes Wort der Ablehnung.

Beim Vorbeifahren war er auf einen gutgekleideten jungen Mann aufmerksam geworden. Noch immer schlenderte der um den Werbeaufsteller herum. Winfried hatte einen Blick dafür. Er war sich sicher, dass er nicht an die falsche Adresse kommen würde. Nach ein paar Worten hin und her wagte er sich mit einem verlockenden Angebot heraus. Das allerdings konnte Sven, diesen Namen hatte der junge Mann genannt, nicht beeindrucken. Auf Winfrieds Vorschlag sagte er ohne Umschweife: „Was heisst kennen lernen? Ich fahre nicht auf eine feste Beziehung ab. Wenn du willst, kannst du alles von mir haben. Dann aber sage ich wieder tschüss.“

Die klare Antwort verblüffte Winfried einigermassen. Ja, er wollte Sven kennen lernen. Ihm schwante eine ähnliche Beziehung vor, wie er sie in Bonn gehabt hatte. Dieser Berliner hatte anscheinend überhaupt keine Ambitionen, sich an einen Mann zu binden, vielleicht sogar zu ihm zu ziehen. Er bevorzugte die freie Wildbahn und deutete auch an, dass er auf diese Weise unheimlich Moos machen konnte. Trotzdem ging er neben Winfried mit zu seinem Wagen. Zum ersten Mal in seinem Leben bahnte sich für den Fünfzigjährigen bezahlter Sex an. Sie sassen kaum im Wagen, da nuschelte Sven seine Preisliste herunter und strich lockend über Winfrieds Schenkel. Der wählte aus dem Angebot nicht aus Geldgründen die einfachste Variante. Seine Gedanken waren bei den Gefahren einer Infektion. Es gab sich gern mit Hausmannskost zufrieden. Seine eigene Faust hatte ihn im Bad nicht befriedigt. Fremde wollte er spüren, und das genoss er auch gleich. Sven hatte die Scheine eingesteckt und zog fast übergangslos am Hosenverschluss seines Freiers. Ein Stückchen liess Windried die Rückenlehne nach hinten kippen, um sich wohlig auszustrecken. Der junge Mann war ein Könner. Er holte ihm nicht schlechthin einen runter. Im wechselnden Rhythmus und mit immer anderen Handbewegungen trieb er ihn bis kurz vor den Höhepunkt. Als es soweit war, kitzelten seine Fingerspitzen nur noch an den empfindsamsten Stellen, um danach gleich wieder kräftig zuzugreifen. Die zweite Hand rieb dazu behutsam die Murmeln. Winfried konnte sich nicht mehr zurückhalten. Geschickt fuhr er unter Svens Hosenbund. Ein wenig enttäuscht war er schon, dass da alles noch ziemlich schlapp war. Es dauerte allerdings nicht lange, bis sich das eher niedliche Teil in seiner Faust verhärtete. Sehnsüchtig huschten Windrieds Gedanken nach Hause in sein Schlafzimmer. Im Geist sah er, wie dieser Junge hinter ihm kniete und ihn mit seinem geschmeidigen Ständer verwöhnte.

´Absurd´, dachte Winfried, als sich seine Faust langsam in Bewegung setzte, ´Wieso masturbierte ich diesen Stricher. Will ich nicht vor allem von ihm bedient werden.´ Trotzdem war er nicht zu bremsen. Er kannte es nicht anders von seiner vorherigen Beziehung, dass man sich gegenseitig verwöhnt.

Als die Zigaretten brannten, kam es sogar noch einen Erfahrungsaustausch. Sven hatte wohl keine Bedenken um Konkurrenz. Er nannte ein paar Adressen, wo Männer untereinander bekannt werden können. Er hatte durchaus Verständnis dafür, dass Winfried eine feste Beziehung suchte.

Am nächsten Abend steuerte der Neuberliner eine der Adressen an, die ihm Sven gegeben hatte. Das Etablissement kam ihm beinahe wie eine normale Disko vor. Zwei kleine Besonderheiten nur. Es gab relativ viel Männer im reifen Alter, und die anwesenden Frauen waren hauptsächlich unter sich. Viel Erfahrungen hatte er nicht mit solchen Lokalen, aber er spürte bald, das er wirklich unter Schwulen war.

Der Zufall wollte es, dass er an der Bar mit einem mächtig aufgemotzten Mann um die vierzig ins Gespräch kam. Zuerst erschien es ihm ein wenig billig, wie der Kerl mit Kettchen, Armbändern und Ringen behängt war. Beim näheren Hinsehen wurde ihm allerdings bewusst, das dies einfach zum Outfit des Mannes passte. Was er am Leibe trug, das war ausgesprochen modisch und sicher auch ausnahmslos Dessinerklamotten. Beim dritten Drink hatte Winfried seine Hand schon auf einer der beringten. Wie ein elektrischer Schlag hatte ihn die erste Berührung getroffen. Die Hand unter seiner blieb auch nicht still liegen. Sie drehte sich, und die Finger verkrallte sich vielversprechend ineinander. Mit dem vierten Drink wurde Bruderschaft getrunken. Sie hielten sich beide nicht zurück, öffneten die Zähne und liessen die Zungen miteinander flirten. „Volker“, brummelte der Fremde zwischen zwei Küssen. Auch Winfried nannte seinen Namen und liess dabei sehnsüchtig eine Hand über Volkers Schenkel gleiten. Sie glitt nach oben, bis sie das Pochen fühlen konnte.

„Erzähl ein bisschen von dir“, knurrte Volker, der von sich schon gesagt hatte, dass er freischaffender Journalist war.

Bereitwillig sprach Winfried von Bonn, von seiner Geschäftseröffnung in Berlin und von dem Freund, den er zurückgelassen hatte. Er flocht auch geschickt ein, dass er auf der Suche nach einer neuen Beziehung war. „Wem sagst du das“, warf Volker ein, „das Hüpfen von einem zum anderen ist in den Zeiten viel zu riskant.“

Als die letzte Scheibe aufgelegt wurde, waren sich die Männer einig, dass sie es miteinander versuchen wollten. Am frühen Morgen landeten sie am Rande der Stadt in Volkers komfortabler Villa. Nach einem Streifzug durch das Haus machte sich Winfried am grosszügigen Pool so seine Gedanken, ob ein Journalist so viel Geld verdienen kann. Volker schien die Gedanken zu erraten. Wie nebenher bemerkte er: „Alles geerbt. Das war meine langjährige Beziehung mit einem sehr lieben Mann.“ Als wollte er sofort auf andere Gedanken kommen rief er ausgelassen: „Los, runter mit dem Kneipendunst und hinein in kühle Nass.“

Stumm verfolgte Winfried, wie der andere zuerst all seinen Schmuck ablegte. Aus den Sachen stiegen sie gleichzeitig. Blicke gingen hin und her. Sie waren neugierig auf jedes Fleckchen freigelegter Haut. Splitternackt standen sie sich gegenüber. Wie magisch angezogen gingen sie aufeinander zu und schlossen sich in die Arme. Überall auf seinem Rücken fühlte Winfried zärtliche Finger und zuweilen auch einen festen Griff in die Backen. Der nächste Kuss war von beiden Seiten drängend und herausfordernd. Es schien, als rissen sie sich gewaltsam voneinander los. Volker ging mit einem gewaltigen Hecht ins Wasser. Einen Moment noch verhielt Winfried. Er schaute den ausholenden Schwimmzügen des nackten, gutgewachsenen Körpers nach. Für einen Augenblick kam ihm der Gedanke, ob er für diesen Mann nicht zu alt war. Diesen Sorgen wurde bald enthoben. Als auch er ins Wasser sprang und die beiden sich erneut in den Armen lagen, brummelte Volker: „Ich hab mich schon in der Disko in dich verliebt.“ Die Hände hielten sich nicht mehr gegenseitig. Sie gingen auf Wanderschaft, als wollten sie binnen Minuten alles erkunden.

Volker stieg zuerst aus dem Wasser. Auf dem Beckenrand setzte er sich und liess die Beine an der Leiter baumelt. Das Verlangen in seinem Schoss war nicht zu übersehen. Im Gegenteil, es wuchs in der guttemperierten Luft noch zusehends. Winfried schlich an der Leiter Sprosse um Sprosse empor. Als sein Kopf in Höhe des pulsenden Schaftes war, verhielt er für einen Moment. Volker musste die Gedanken ahnen, die den neuen Freund beschäftigten. Mit bebender Stimme sagte er: „Musst dir keine Gedanken machen. Neun Jahre war ich mit dem Freund zusammen, den ich beerbt habe. Seit er von mir gegangen ist, habe ich keinen anderen Kontakt gehabt. Ich konnte bisher einfach keinen anderen an seiner Stelle dulden. Erst mit dir kann ich über meinen Schatten springen.“

Winfried sprang auch über seinen Schatten. Er warf all seine Bedenken über Bord und saugte sich an dem zitternden Glatzkopf fest. Das tiefe Aufstöhnen des neuen Freundes fachte seinen Fleiss noch an. Eine wundervolle Ouvertüre blies er, bis heftige Paukenschläge den Schlussakkord setzten. In der letzten Phase konnte er sich nicht verwinden, nach unten zu greifen und auf seinem Instrument wenigstens ein paar Takte zu begleiten.

Gleich darauf landeten sie splitternackt, wie sie waren, in Volkers Bett. Winfried hatte gar keine Gelegenheit, sich mit der extravaganten Einrichtung des Schlafzimmers vertraut zu machen. Es gab keine Verständigungsschwierigkeiten. Sie stiegen so auf die Matratze, dass sie sich gegenseitig und gleichzeitig den höchsten Liebesbeweis schenken konnten. Aufgeregt stiess Winfried nach, als sein Bestes Stück von heissen und fleissigen Lippen eingefangen wurde. In seinem Leib tobte ein Vulkan, seine Ohren dröhnten und gleich darauf überfiel ihm ein mächtiges Zittern. Stocksteif nahm er alles hin, was mit ihm geschah. Selbst war er für viele Sekunden zu keiner Gegenliebe fähig. Er horchte einfach nur ganz tief hinein und schien von irgendwoher die Antwort zu bekommen: „So hast du es noch niemals erlebt. Dieser Mann übertrifft alles, was es bisher gegeben hatte.“

Zwei Wochen später gab Winfried seine möblierte Mietwohnung auf. Volkers Haus war gross genug.

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